Monat: Juli 2016

 

Jedes Kind lernt gerne – aber nur ohne Druck

[:de]

Hirnforscher wissen, wie Kinder gut lernen: Wenn sie es mit Begeisterung tun. Dazu aber bietet ihnen der Unterricht gerade wenig Anlass – ein entscheidender Ansatzpunkt für erfolgreiche Schulreformen.

Kinder_lernen_gerneEin Bildungs- oder Schulrevolutionär bin ich nicht. Es geht mir auch nicht darum, den Unterricht oder die Lehrer zu kritisieren. Was mir am Herzen liegt, ist die Veränderung der Lern- und Beziehungskultur in Schulen.

In der Hirnforschung haben wir in den letzten Jahren Erkenntnisse zutage gefördert, die ein neues Licht auf Bildungsprozesse werfen. Eine dieser großartigen Erkenntnisse ist die Tatsache, dass im kindlichen Gehirn viel mehr an Vernetzungspotenzial bereitgestellt wird, als jemals genutzt werden kann. Mit Vernetzungspotenzial meine ich Kontakte zwischen den Nervenzellen. Wenn sie nicht gebraucht werden, dann werden sie wieder abgebaut.

Es wäre jedoch ein erstrebenswertes Ziel von Bildung, dass im kindlichen Hirn möglichst viel von diesem Vernetzungsangebot stabilisiert werden kann. Das geht aber nicht mit Druck. Diese Komplexität entsteht nur, wenn Kinder sich Wissen selbst erschließen können.

Kinder suchen sich ihre Auswege

Es gibt zwei Annahmen, die in der Gesellschaft zwar weit verbreitet, aber aus neurobiologischer Sicht nicht haltbar sind. Die erste Annahme heißt: Kinder können alles lernen. Dagegen sagt die Neurobiologie: Nein, Kinder können nicht alles lernen, sondern sie lernen nur das, was für sie bedeutsam ist. Wenn ich unter Druck gesetzt werde und Mathe lernen soll, dann ist das Mathelernen nur ein Nebeneffekt, denn vor allem lerne ich, wie ich den Druck wieder loswerde.

Gute Lernerfahrungen dagegen gelingen, wenn Kinder sich in Beziehung zu dem Gegenstand ihres Lernens setzen können – wenn es ihnen also selbst wichtig ist, das zu lernen. Und wichtig ist einem etwas immer dann, wenn es einem unter die Haut geht, wenn es begeistert. Dann lernen Kinder alles, und dann lernen sie sogar mit Hingabe.

Die zweite Annahme: Kinder können immer lernen. Auch das stimmt aus der Sicht der Neurobiologie so nicht. Wenn es einem nicht gut geht, dann lernt man nur, um aus diesem schlechten Zustand herauszukommen. Kinder sind nur dann offen für alles, was es zu lernen gibt, wenn es ihnen gut geht.

Unter Leistungsdruck geht es ihnen nicht gut, unter Konkurrenzdruck auch nicht, und vor allem geht es ihnen nicht gut, wenn sie als Objekt behandelt werden. Wenn sie Gegenstand von Maßnahmen sind, also von Belehrung, von Bewertung und Beurteilung. Das verletzt ihr Grundbedürfnis, als autonome Wesen wahrgenommen zu werden.

Schulen wie Erbsensortieranlagen

Und noch einen Gesichtspunkt gibt es, der aus der Neurobiologie kommt und für das schulische Lernen von großer Bedeutung ist: Jedes Kind ist hochbegabt. Neurobiologisch gesehen kommt jedes Kind auf die Welt als ein einzigartiges Wesen mit einem ganz besonderen Gehirn. Weil sich diese Vernetzungen im Hirn bereits vorgeburtlich anhand der aus dem eigenen Körper kommenden Signalmuster herausgeformt haben, besitzt jedes Kind ein Hirn, das optimal konstruiert ist für den Körper, in dem es zu Hause ist. Und da jedes Kind einen anderen Körper hat, hat auch jedes Kind ein auf besondere Weise optimiertes Gehirn.

Dieser Tatsache wird man mit einem Schulsystem, das wie eine Erbsensortieranlage funktioniert, nicht gerecht. Zu viele Schüler fallen unten durch, und zu viele lernen dort nur, diese Selektionskriterien zu durchschauen und sich durchzusetzen. Oder denken Sie nur an die jüngsten Berichte darüber, dass die Diagnosen von ADHS am Ende der Grundschule ins Uferlose steigen: Das ist kein Problem im Hirn der Schüler, sondern die Reaktion von Eltern, Lehrern und Ärzten auf die Zustände in den Schulen.

Deshalb versuche ich nun, diese neurobiologischen Erkenntnisse in die Schulen hineinzutragen und alle Beteiligten zu ermutigen, eine günstigere Lern- und Beziehungskultur zu entwickeln. Die Zeit ist überreif für einen Wandel. Und in manchen Schulen ist er ja auch schon im Gang. Wenn sich nichts verändert, bleiben unsere Schulen Dressur- und Selektionseinrichtungen. Einen Kulturwandel kann man aber nicht verordnen. Doch man kann dazu Mut machen. Mit ganz konkreten Beispielen.

Der Kulturwandel muss in den Lehrplan

Deshalb habe ich mich mit Schülern einer ganz besonderen Schule, der Evangelischen Gesamtschule Berlin Zentrum, und ihrer Leiterin, Margret Rasfeld, auf den Weg gemacht, um für ein Umdenken an Schulen zu werben. Mit einer Roadshow. „Lernlust statt Schulfrust“ hieß sie, sie ist gerade zu Ende gegangen, und sie war ein großer Erfolg: zehn Städte in zehn Tagen, meist rund tausend Zuschauer und stehende Ovationen. Offenbar gibt es einen Riesenbedarf an neuen Ideen für die Schule.

Wir sind in die Stadthallen gegangen und haben den Leuten die Gelegenheit gegeben, Schüler zu erleben, die aus einer Schule kommen, in der alles anders ist. In der es selbstverantwortliches Lernen gibt, individuelle Betreuung, eine Kultur des Miteinanders und zwei völlig neue Schulfächer: „Verantwortung“ und „Herausforderung“. Wir haben gezeigt, wie es gelingt, eine Schule zu verändern und dabei doch im Rahmen der üblichen Richtlinien zu bleiben. Und stets haben wir deutlich gemacht, dass man diesen Wandel nur schafft, wenn sich Schulleitung, Lehrer, Eltern und Schüler einig sind.

Und genau das war unser Ziel: den Anstoß zum Aufbau lokaler Bündnisse zu geben. Es ist ein Versuch, einen Kulturwandel in unseren Schulen von „unten“ in Gang zu setzen. Weil Eltern und Lehrer andere Schulen wollen. Und weil die Schüler andere Schulen verdienen.

Der Autor ist Professor für Neurobiologie, Mitgründer der Initiative „Schule in Aufbruch“ und der Aktion „Lernlust statt Schulfrust“

[:]

Präsentationen halten

Vorträge und Präsentationen gehören in Sachen Methodentraining heute zum A und O in der Schule. Bereits in der Grundschule trainieren Mädchen und Jungen, wie sie am besten ein Thema als Präsentation aufbereiten. Mit gutem Grund – das freie Reden vor Publikum, die Fähigkeit ein Thema zu strukturieren und das Einhalten von Zeitvorgaben werden später vielfach benötigt. Da macht es Sinn, nach dem Motto „Früh übt sich“ schon rechtzeitig die besten Methoden zu erlernen.
Vor dem Einstieg ins eigentliche Thema sollten erst einmal die grundsätzlichen formalen Fragen geklärt sein:

  • Wie viel Zeit steht zur Verfügung?
  • Welche Hilfsmittel sollen/können benutzt werden (PowerPoint o.ä., Lernplakat, Anschauungsmaterial)?
  • Wird ein Handout erwartet? Oder ein Test für die übrigen Schüler?
  • Soll die Präsentation auch schriftlich vorliegen?

Recherchieren

Sind diese Vorgaben geklärt, kann die eigentliche Arbeit an der Präsentation beginnen. Am Anfang steht immer das Sammeln von Informationen zum gewählten Thema und das Strukturieren. So hilfreich das Internet ist, indem es eine Welt von Informationen direkt auf den heimischen Bildschirm holt, so schwierig kann sich der Umgang mit dieser Informationsflut auch gestalten. Bei der Vorbereitung heißt es daher auch: Weniger kann manchmal mehr sein. Also lieber einen kurzen Überblick gewinnen und dann eine inhaltliche Struktur anfertigen, als stundenlang im Netz surfen und sich zunehmend verzetteln.
Äußerst hilfreich beim In-Form-Bringen der Inhalte ist übrigens eine Mindmap – sie kann parallel zum Vorgang des Recherchierens wachsen und verschafft einen bildlichen Überblick über die verschiedenen Aspekte.

Thema strukturieren

Wer im Groben weiß, welche Aspekte zum Thema gehören, muss diese im nächsten Schritt gewichten und auswählen – mehr als drei bis fünf Hauptpunkte sollten es nach Möglichkeit nicht sein. Erstens reicht die Zeit kaum für mehr, zweitens überfordert alles andere die Aufnahmekapazitäten der Zuhörer. Diese zentralen Informationen auszuwählen, das kann schwer sein, gerade dann, wenn schon viel Wissen vorliegt oder wenn sich ein Thema als besonders umfangreich erweist. Wie man dabei am besten vorgeht, hängt natürlich immer von konkreten Inhalt und vom Fach ab. Bewährt haben sich jedoch diese Methoden:

  • Chronologische (zeitliche) Abfolge von Ereignissen darstellen
  • Vom Detail zum großen Ganzen (oder umgekehrt)
  • Vom Bekannten zum Neuen kommen

Eine weitere hilfreiche Methode, um ein Thema zu strukturieren stellt die „4 W-Methode“ dar. Die vier „W’s“ stehen für die Fragen „Warum?“, „Was?“, „Wie?“ und „Wozu?“. Sie bilden das Gerüst für den Vortrag und werden der Reihe nach abgearbeitet. Zum Beispiel indem diese Punkte angesprochen werden:
1. Warum: Was bedeutet das Thema für mich? Warum ist das Thema wichtig? Was ist der Hintergrund, den man kennen sollte?
2. Was: Was weiß ich konkretes über das Thema,? Welche Fakten, Daten, Zahlen, Bilder etc. kann ich anführen?
3. Wie: Wie funktioniert das genau? Wo findet etwas eine konkrete Anwendung? Welche Beispiele kann ich bringen? Wie geht es weiter?
4. Wozu: Was ist an dem Thema wichtig für die Zielgruppe? Warum beschäftigen wir uns damit? Welche Auswirkungen hat etwas?
Auch für die Zuhörer kann die grobe Struktur interessant sein – sie bietet sogar einen guten Einstieg in die Präsentation („Ich erzähle heute etwas über das Thema xyz und werde euch kurz darstellen, warum es so wichtig ist, welche Entwicklungen in den letzten Jahren geschehen sind und wie die Zukunft des Themas aussieht“).

Passende Bilder und Beispiele finden

„Um dich begreifbar zu machen, musst du zum Auge sprechen.“ (Johann Gottfried Herder)
Nicht nur die Wahl der passenden Informationen, auch ihre Präsentation ist wichtig! Je abwechslungsreicher und „greifbarer“ präsentiert wird, desto lebendiger ist der Vortrag. Konkret heißt das, passende Bilder, Gegenstände etc. auszuwählen, z.B. Fotos, Comics, (kurze) Filme, Landkarten, Anschauungsmaterial zum Anfassen. Ob diese Bilder dann als PowerPoint-Folie, Tafelbild oder Lernplakat präsentiert werden, ist zweitrangig. Wichtig ist lediglich, dass mit überraschenden, emotionalen Bildern Informationen viel nachhaltiger und schneller verankert werden, als mit Worten oder in Schriftform.

Üben, üben, üben

Selbstverständlich darf eines nicht fehlen: Das Üben des kompletten Vortrags mit Stoppen der Zeit. Mindestens einmal, besser öfter. Ob alleine vor dem Spiegel, oder mit den Eltern, Geschwistern und Haustieren als Publikum, ist zweitrangig. Das hilft, um sich sicher zu fühlen, kontrolliert, ob der vorgesehene Zeitrahmen sich einhalten lässt und gibt vor allem viel Routine.
Besonderes Augenmerk verdienen diese Punkte:

  • Frei sprechen statt ablesen (Karteikarten mit Stichworten vorbereiten!)
  • Blickkontakt halten – immer mal einzelne Zuhörer ansehen, aber nicht immer dieselben!
  • Laut und deutlich sprechen – lieber etwas langsamer, als man es eigentlich für gut hält
  • Ruhig mal eine Pause machen
  • Nachfragen ob alles verstanden wurde und ob noch Fragen offen sind.

Zuletzt: Nervosität und Lampenfieber sind normal. Die besten Mittel dagegen sind eine gute Vorbereitung und viel Übung!